top of page
Suche

Grenzen setzen - not easy!

Autorenbild: Claudia SchöfflerClaudia Schöffler


"Die Fähigkeit, Grenzen zu setzen, ist der Mut, sich selbst treu zu bleiben."


Brené Brown







Eine gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen braucht Vertrauen, Selbstvertrauen.


Eine Mutter bringt ihre 19-jährige Tochter mit, die ängstlich ist und an mangelndem Selbstvertrauen leidet. Mir fällt auf, dass die Mutter den ganzen Raum einnimmt. Sie immer schneller antwortet als ihre Tochter. Die Tochter scheint gegen diese geballte Energie der Mutter wehrlos zu sein. Sie scheint sich nicht behaupten zu können, ihre Grenzen nicht aufzeigen zu können.

Kinder und Jugendliche müssen ein Gefühl für ihre Grenzen haben, um sich gesund entwickeln zu können. Wie viel Einfluss haben wir Eltern - bewusst oder unbewusst - auf dieses Gefühl um die eigenen Grenzen?


Instinktive Tendenzen und das Enneagramm


Das Enneagramm kann uns helfen, diese Dynamik besser zu verstehen. Menschen mit einer Neigung zu "Transmitting"-Themen neigen dazu, den Raum einzunehmen und sind oft extrovertiert, während diejenigen mit einer Neigung zu "Preserving" -Themen eher introvertiert sind und dazu neigen, sich zurückzuziehen. Diese Unterscheidung kann bereits schnell und einfach Aufschluss darüber geben, warum die Mutter unbewusst den Raum dominiert und die Tochter sich weniger Raum für sich selbst nimmt. Und natürlich, kann es zig andere Gründe auch geben.


Die Bedeutung von Grenzen 


Grenzen sind wichtige Säulen für Selbstvertrauen. Es ist aber nicht möglich, Grenzen zu setzen, wenn ich meine eigenen Grenzen nicht kenne. Oft ist es ein langer und teilweise schmerzhafter Erfahrungsweg, der nicht einfach so an einem Wochenende gelernt werden kann. Auch hier dient das Enneagramm als hilfreicher Kompass, um eine Orientierung für diesen wichtigen Entwicklungsprozess zu haben. Es ist entscheidend zu wissen, wo die eigenen Bedürfnisse und Wünsche liegen oder nicht liegen. Damit Jugendliche und Eltern, ihre eigenen Grenzen erkennen und wahren lernen, ist das Modell eine ausgezeichnete Orientierungshilfe. 


Der unbewusste Einfluss von Eltern


Eltern meinen es in der Regel gut, aber manchmal höhlen sie mit ihrer Art das Selbstvertrauen ihrer Kinder aus, statt es zu stärken. Beispielsweise kann es länger dauern, bis ein Mensch des Musters EINS tatsächlich versteht, dass neben der eigenen Sicht auf die Dinge auch andere Blickwinkel Gültigkeit haben. Ihre innere Überzeugung von der Richtigkeit ihrer Meinung ist so stark, dass Widerspruch nicht geduldet wird.


Je weniger ihre Stimme Anklang findet, desto mehr neigen Kinder dazu, ihre Bedürfnisse hinten anzustellen. Das schwächt ihr Selbstvertrauen und fördert den Rückzug. Das Enneagramm zeigt, dass jeder Mensch, ergo Elternteil, mit seinen Charaktereigenschaften und Fähigkeiten glaubt, die Realität und die Wahrheit gepachtet zu haben. Ohne echte Selbstreflexion und innere Arbeit bleibt der Satz: "Jeder ist anders!" eine theoretische Floskel, die, sobald es eng wird, nicht mehr gilt.

„Ja, aber …“ ist ein deutliches Zeichen, dass man im Gespräch an diesem Punkt angelangt ist.


Praktische Tipps und das Enneagramm


Die gängigen praktischen Tipps wie Selbstreflexion, Zuhören und Ermutigung sind absolut richtig, bleiben jedoch oberhalb des Eisbergs. Das Enneagramm ist unschätzbar hilfreich, da es tiefer und differenziert vorgeht. Es zeigt uns, dass wir je nach Typ unterschiedliche Zugänge zu diesen Empfehlungen haben. Während ein Tipp für einen Elternteil leicht umzusetzen ist, kann der andere Elternteil Schwierigkeiten haben, überhaupt zu verstehen, worum es geht.


Beispielsweise: Menschen, deren Strategie sich darauf fokussiert, sich kraftvoll zu fühlen (Typ 8), haben keine Schwierigkeit, Grenzen zu setzten, überschreiten jedoch gerne mal die Grenzen anderer, auch die ihrer Partner oder Kinder. Hingegen Menschen des Musters NEUN, die fast immer Konflikte vermeiden, gehen meist zielsicher in Rückzug, was das Setzen ihrer eigenen Grenzen erschwert.


Das Enneagramm als Schlüssel zum Verständnis


Das Enneagramm bietet eine tiefere Einsicht in unsere Persönlichkeiten und hilft uns zu verstehen, warum bestimmte Verhaltensweisen für manche Menschen einfacher umzusetzen sind als für andere. Durch das Verständnis der eigenen Instinctual Biases und Enneatypen können Eltern die Erziehung besser gestalten und im Alltag umsetzen.


Welche Erfahrungen hast du in deiner Kindheit gemacht, die dein Selbstvertrauen positiv oder negativ geprägt haben? Wie hat die Verhaltensweise deiner Mutter, oder deines Vaters, dich beeinflusst und wie hat sich das auf dein Selbstbewusstsein ausgewirkt?


Das Enneagramm kann eine unschätzbare Hilfe sein, um diese Fragen zu beantworten und das Verständnis für sich als Eltern und für die eigenen Kinder vertiefen.

 
 
 

Comments


bottom of page